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Malanggan-Skulptur
Herkunft: Nord-Neuirland, Bismarck-Archipel, Melanesien
Material: Leichtholz, Farbe, Kaurimuscheln,
Wachs, leichte Gebrauchsspuren, restauriert
Maße: H. 182 cm, B. 28 cm
Datierung: um 1900
Neuirland ist die zweitgrößte Insel des Bismarck-Archipels, nordöstlich von Neuguinea, und von einem hohem Kalksteingebirge durchzogen. Neuirland – unter deutscher Kolonialflagge Neu-Mecklenburg – ist als Gebiet der Malanggan-Kunst berühmt geworden. Unter „Malanggan“ versteht man einerseits den umfangreichen Ritenkomplex, andererseits die traditionelle Kunst dieser Region, die es heute so nicht mehr gibt. Dazu gehören Malanggan-Puppen, Kopf-Skulpturen, Einzelfiguren, Bildsäulen von zwei bis fünf Meter Höhe, symmetrische Bildfriese, Tanzrequisiten, Ziersteven, Masken, Reliefbretter und andere Architekturteile. Der Stil dieser Malanggan-Holzschnitzereien ist geprägt durch die Vorliebe für Durchbruch- und Ajourtechnik und einer auffallend bunten und kleingestaltigen Bemalung (in schwarzen, roten, weißen und gelben Naturfarben, in kolonialer Zeit mit Vorliebe auch blaue Anilinfarbe). Mit einfachsten Werkzeugen (Stein- und Muschelbeile, Schmirgel aus Rochen- und Haifischhaut) wurden komplexe und groteske Motiv-Kombination gestaltet, vornehmlich aus menschlichen und Tiermotiven (v.a. Vogel-, Fisch-, Schlangenarten, Schwein und Eidechse). Den stärksten Eindruck erzeugen diese Plastiken häufig durch die Augen, die aus dem eingesetzten Verschlußdeckel einer Meeresschnecke gebildet sind.
Dieses Malanggan ist vermutlich eine „Matua“-Maske. Ihr reiches Schnitzwerk erhebt sich wie ein Turm weit über einen Meter. Sie besteht unten aus einem Wildschweinkopf mit hervorstehenden Hauern und den prägnanten Schneckenaugen. Darüber erkennen wir einen verzerrten Menschenkopf, der auf einer Stirnscheibe ein „Auge“ trägt. Über diesem Kopf erhebt sich eine Art geschnitzte, doppelte Federhaube. Auf dem Kopf selbst ist eine Haarpartie aus braunem, löchrigem Wachs modelliert, in die ehemals wohl Pflanzenteile als Haare eingedrückt waren. Filigran bemalte Einkerbungen und Durchbrechungen ornamentieren die Plastik in sich, die sehr kunstvoll komponiert ist.
Diese „Masken“ waren über ihre eigentliche Aufgabe, als Tanzmasken zu dienen, hinausgewachsen und sind eigenständige Bildwerke geworden. Als Prunkstücke wurden sie zusammen mit anderen Malanggan-Formen im Rahmen von Toten-Erinnerungsfeiern und Initiationsriten junger Männer in einer Art Schauhütte ausgestellt. Da der künstlerische Akt, die Verkörperung der Verstorbenen, Ahnen, Schutzgeister und mythischen Wesen im Bildwerk wichtiger war als das fertige Werk selbst, hatten die Schnitzwerke nach dem großen Fest ausgedient. Sie wurden verbrannt oder in den Busch geworfen, ab 1880 dann zunehmend an Europäer verkauft und eigens für sie produziert.
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