Kawaschale

Herkunft: Samoa, Polynesien
Material: Hartholz, Kokosfasern, beschädigt
Maße: D. 43 cm, H. 19,5 cm
Datierung: um 1930

Holzschalen dieser Art waren bereits zu Beginn des 20. Jahrhundert ein bei Reisenden nach Samoa beliebtes Souvenir, da sie den bekannten „Kawa-Kult“ Polynesiens repräsentierten, von der Größe für den reisenden Europäer handhabbar und zudem zu Hause noch praktisch einsetzbar waren (z.B. als Obstschale). Aufgrund der touristischen Nachfrage variierten die Samoaner schon bald die klassische Form in ihrer Größe (bis hin zu Miniaturen als Schlüsselanhänger), ihrer Gestaltung (Einlegearbeiten) und in der Anzahl der Füße: jeder Fuß wurde dem Käufer einzeln berechnet .

Doch was ist „Kawa“? Schon 1775 beobachtete der 17-jährige Georg Forster auf seiner Reise um die Welt mit Captain James Cook die Herstellung des „berauschenden Getränkes“ auf Tahiti: „Es wird aus dem Saft einer Pfeffer-Baum-Wurzel, hier zu Lande Awa genannt, auf eine höchst ekelhafte Weise verfertigt ... Nachdem die Wurzel in Stücken geschnitten ist, wird sie von etlichen Leuten vollends klein gekauet und die mit Speichel wohl durchweichte Masse, in ein großes Gefäß voll Wasser oder Coco-Nuß-Milch gespuckt, ...hierauf durch Coco-Nuß-Fasern geseiget ... und ausgedruckt... Zuletzt wird der Trank in eine andre große Schaale abgeklärt, und ist alsdann zum Gebrauch fertig. Dies häßlich Gemansch verschlucken sie mit ungemeiner Gierigkeit.“ (Forster 1983, S.361). Zu Kolonialzeiten wurde der Kawatrunk bereits als Kaltauszug aus dem Pulver von zerstoßenen, getrockneten Wurzelteilen hergestellt. Seine Wirkung wird als leichte Betäubung beschrieben, die das Wohlbefinden durch ein Gefühl der Behaglichkeit und Sorglosigkeit fördert bei gleichzeitig wachem und klarem Verstand. Vielleicht war er deshalb so wichtig als Einstieg in die politischen Debatten im Versammlungshaus? Kawa wird auch heute noch bei nationalen und gesellschaftlichen Feierlichkeiten gereicht und auch im Ausland als „natürliche Droge gegen Streß“ immer beliebter. In Deutschland ist Kawa jedoch verboten.

Diese eigentlich vierfüßige Kawaschale wurde 1932 auf Samoa erworben und ist aus einem hellen Stück Holz geschnitzt, jedoch stark beschädigt: Ein Fuß und mit ihm ein größerer Teil der Wandung ist ausgebrochen. Die an die äußere Wand geschnitzte Öse mit Schnur war übrigens nicht, wie man vermuten könnte, nur als Aufhängevorrichtung gedacht, sondern diente auch zur Ehrung des bedeutendsten Teilnehmers der Zeremonie: in seine Richtung zeigte die Öse.

 

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