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Modell eines Auslegerbootes "oruwa"
Herkunft: Tamilen, Sri Lanka
Material: Holz (versch. Sorten), Pflanzenfasern,
Farbe, leichte Gebrauchsspuren
Maße: L. 104 cm
Datierung: um 1900
Sri Lanka, bis 1972 „Ceylon“, gehört zu den Hauptzielen tropischer Fernreisen und war schon zu Kolonialzeiten (1815 – 1948 britisch) ein beliebtes Reiseland der Europäer. Durch den seit 1983 anhaltenden Bürgerkrieg zwischen Singhalesen und Tamilen ist das „glückliche Lanka“ etwas in Vergessenheit und wirtschaftlich in starke Krisen geraten. Doch Sri Lanka ist nach Indien und China der drittgrößte Teeproduzent der Welt, und in der Kautschukerzeugung steht es an achter Stelle der Weltproduktion. Der Fischfang dagegen ist für einen Inselstaat nur wenig entwickelt.
Daher überrascht es, dass Modelle des tamilischen Fischerbootes „oruwa“ in der Kolonialzeit ein beliebtes und häufig hergestelltes Souvenir waren. Ein „oruwa“ ist das bekannteste Boot seiner Art: ein erhöhter Einbaum – eine „Piroge“ – mit Ausleger und Segel. Es hat sich an der Westküste Sri Lankas im 18. Jahrhundert aus Einbäumen mit Auslegern entwickelt und ist in dieser Form absolut seetüchtig. Der Brotfrucht-Baum stellte traditionell den Rumpf des Wasserfahrzeuges, das bis zu 13 Meter lang sein konnte. Zur Erhöhung wurden an der Oberkante der Bordwand die Planken mit Kokosfaserschnur angesetzt und dazwischen Hanf als Dichtung verwendet, anschließend die Nähte mit Teer abgedichtet. Zur Fortbewegung wird ein Segel aufgezogen. Das Boot kann jedoch wegen seines Auslegers nicht kreuzen. Bei jeder Richtungsänderung wird der Bug zum Heck, indem das Segel durch die V-Masten durchgereicht und am anderen Ende festgemacht wird. Da diese Piroge keinen Kiel besitzt, ist es wenig richtungsstabil und braucht Seitenruder. Bis in unsere Tage werden „oruwa“ gebaut, inzwischen aber mit einem Rumpf aus Fiberglas. Wegen ihrer Form und modernen Farbgebung werden sie jedoch oft als „blaue Banane“ verspottet.
Das hier abgebildete Modell dieses Auslegerbootes ist aus verschiedenfarbigen, sorgfältig bearbeiteten Holzteilen mit Baumwollzwirn zusammengenäht. Die Planken-Aufsätze, Zierleisten, Sitzgestelle und Seitenruder sind aus lackiertem Holz und lassen auf eine professionelle Werkstatt schließen. Leider ist das Segel verlorengegangen.
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