Holzplastik

Herkunft: Bali, Indonesien
Material: rötliches Hartholz, beschädigt
Maße: H. 65,5 cm, B. 13,5 cm
Datierung. um 1960 (erworben 1962, Singaraja)


Bali, „Die Insel der Götter“, die hinduistische Nachbarinsel zu Java, wurde bereits in der Kolonialzeit (bis 1948 holländisch) als ideales Urlaubseiland entdeckt. Schon in den 1920er Jahren galt Bali als „tropisches Wunderland, voller nackter Körper von vitalen und natürlichen jungen Männern und Frauen“. Das Image des exotisch- orientalischen Paradieses wurde erfolgreich vermarktet, und so hat sich auch der Andenkenmarkt früh auf die steigenden Besucherströme eingestellt. Neben Java ist Bali heute ein Zentrum indonesischen Kunsthandwerks und beliefert Ethno-Art-Shops weltweit. Vor allem in den Bereichen Schmuck, Holzskulptur und Bildender Kunst haben sich mehrere größere Produktionsstätten entwickelt. Die Ergebnisse lassen sich in zwei Grundtypen einteilen: Einmal wird an den traditionellen Inhalten und Formen aus der klassischen Zeit festgehalten, es werden Figuren der hinduistischen Dramen wiedergegeben, die für Sammler „exotische Kultur“ repräsentieren. Daneben haben sich die Künstler weiter auf die Bedürfnisse nach dekorativen Paradiesmotiven eingestellt und schnitzen Südseeschönheiten, Reisbauern und bunte Fische, malen romantische Reisterrassen und batiken Urwaldhaine. Dies geschieht meist auf hohem handwerklichen Niveau. Zusätzlich hat sich aber in den letzten Jahrzehnten eine Massenproduktion an „airport art“ eingestellt: billig und schnell Produziertes für den Straßenverkauf und den Export.

So ist diese Skulptur einer balinesischen Tänzerin, die 1962 in einem Souvenirladen in Nord-Bali erworben wurde, ein Relikt aus der ruhigen Zeit auf der Insel in den 1960er Jahren, bevor die Touristenströme wieder anwuchsen. Die abgebildete junge Frau ist in leicht stilisierter, verdrehter Tanzpose und passender Kleidung (Kopfschmuck und Sarong) gestaltet und von einem Lotusgewächs umgeben. Sie ist nicht in der klassisch-hindu-buddhistischen Manier gefertigt, sondern ist deutlich geprägt vom europäischen Jugendstil. Dieser kam in den 1930er Jahren nach Bali, als sich europäische Künstler auf der Insel niederließen und maßgeblich die balinesische Kunst förderten und beeinflussten. Inzwischen hat sich die qualitative Kunstproduktion weiter entwickelt und sich anderen Design-Moden angepasst. So wurde diese Souvenir-Schnitzerei inzwischen zu einem wertvollen zeithistorischen Dokument.

 

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